Projektwoche zum Thema Welt am Collège Sion in Natitingou, Benin

Wir, Anna und Andrea, sind die Freiwilligen des Jahres 2015/2016, die in Natitingou, im Norden Benins, eingesetzt sind. Unsere Einsatzstelle ist das Collège Sion, eine christliche Privatschule, in welcher wir unter der Woche Deutsch- und Informatikunterricht geben. Zudem geben wir samstags Alphabetisierungskurse für die Auszubildenden der Frau des Schuldirektors, welche ein Webatelier hat. Einen Vormittag in der Woche unterstützt Anna die Erzieherinnen im Kindergarten und es gibt einen Deutschclub, den wir leiten.

Gegen Ende des Schuljahres haben wir eine Projektwoche zum Thema „Die Welt“ mit abschließendem Schulfest organisiert. Wir haben uns dafür entschieden, weil uns erstens aufgefallen ist, dass die Schüler kaum Wissen über die Welt haben. Die Schüler konnten auf einer Weltkarte nur den Kontinent Afrika und ihr eigenes Land Benin finden. Zudem haben wir bei einer anderen Schule eine Weltkarte an der Mauer gesehen, welche uns dazu inspiriert hat, ebenfalls so eine Karte an unserer Schule zu erstellen und gleichzeitig Wissen über die Welt und die verschiedenen Kontinente zu vermitteln.

Der zweite Grund ist, dass das Collège Werbung braucht, da es ein paar finanzielle Probleme hat, die mit zu geringen Schülerzahlen einhergehen. Mit einer Projektwoche mit anschließendem Schulfest und vorhergehenden verschönernden Baumaßnahmen wollten wir die Schule attraktiver gestalten und signalisieren, dass das Collège eine Zukunft hat.

Eine Projektwoche stellt eine ganz neue Art des Arbeitens und Lernens dar: sie sollte das autonome Arbeiten fördern, da viel Frontalunterricht praktiziert wird und „Spaß am Lernen“ vermitteln. Verknüpfend damit gab es eine neue Methode: Internetrecherche! – etwas, das die meisten Schüler noch nicht gemacht hatten.

Die Projektwoche begann am Dienstag mit einer Einführungsveranstaltung in der Kapelle, dem größten Raum der Schule. Mit kleinen Filmen haben die Schüler erste Eindrücke gesammelt. Danach haben sie sich dann auf die einzelnen Gruppen aufgeteilt und mit ihrem unterschiedlichen Programm angefangen.

Um die Kontinente greifbar zu machen, hatten wir zudem Vertreter für die verschiedenen Kontinente eingeladen: für Südamerika katholische Schwestern, die in der Nähe arbeiten, für Europa unsere Mentorin Ulrike und für Nordamerika kam Carl, der Mann der Mentorin für die Mädels aus Tanguiéta. Er ist Afroamerikaner. Das war bestimmt interessant für die Schüler – jemand aus den USA, der so aussieht wie sie! Für Ozeanien hatten wir Glück, dass Thomas da war, ein ehemaliger Freiwilliger, der in Neu-Kaledonien gelebt hat. Für Asien kam der Zeichner, der die Weltkarte gemalt hat; er hatte 6 Jahre in Nordkorea und 2 Jahre in China gelebt. Benin hatte früher auch zum sozialistischen Block gehört und so war das möglich. Als Afrikakorrespondent berichtete ein Senegalese von den Unterschieden zwischen Benin und dem Leben im Senegal.

Jede Gruppe hatte 2 Stunden, ihren Kontinent auf der Mauer auszumalen. Die Farbkomposition ist vielleicht nicht die aus einem Bilderbuch, doch es hat einen riesigen Wert, dass es die Schüler selbst waren, die die Weltkarte angemalt haben. Jetzt kann zumindest jeder seinen bearbeiteten Kontinent richtig zuordnen mit ein paar Ländern.

Auch die Internetrecherchen im Informatikraum hat den Schülern viel Spaß gemacht. Die gesammelten Informationen wurden auf Plakaten zusammengeschrieben und am Schulfest wurden diese in den Räumen ausgehängt. FunFact: Leider haben Anna und ich es verpasst, die Plakate auf Richtigkeit zu kontrollieren. Am Schulfest haben wir dann gemerkt, dass manche Infos nicht ganz so akkurat sind: Ein typisches Tier, welches man in Europa findet, ist der Drache. Löwen findet man auf jedem Kontinent... Ups!

Bild Projektwoche

Für das Schulfest hatten die Schüler zudem die Aufgabe einen Sketch oder ein Theaterstück passend zu ihrem Kontinent zu erstellen. Die Schüler hatten dafür 3 Stunden Zeit. Die fertigen Stücke wurden am Schulfest vorgeführt und ich bin begeistert von den Ergebnissen! So viel Liebe zum Detail mit coolen Kostümen - die Besucher saßen auf den Tischen, um den Geschehnissen auf der Bühne folgen zu können!

Zum Abschluss der Woche fand das Schulfest statt. Es begann mit einem Mini-Gottesdienst. Danach war der „Tag der Offenen Tür“-Teil. Die Besucher hatten Zeit, in den Klassenräumen herumzugehen und sich die Plakate und die Gestaltung der verschiedenen Klassenräume anzuschauen. In jedem Klassenraum hat sich ein anderer Kontinent vorgestellt. Um 17 Uhr wurden die Leute wieder versammelt, um die Sketche vorzuführen.

Auf vielen beninischen Feiern gibt es abschließend Essen, welches der Gastgeber ausgibt. Da dies ein richtig beninisches Fest war, war das natürlich auch bei uns der Fall! So haben die verantwortlichen Frauen Sandwichs und Bissap-Getränke ausgeteilt.

Das allerschönste an der gesamten Projektwoche war eigentlich die Atmosphäre. An der Schule wurde gelernt und gleichzeitig Spaß gehabt. Das ist ein etwas neueres Prinzip, da Schule gesellschaftlich eher als ernstes Arbeiten definiert ist.

von Andre a S.