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Die ersten Schritte Richtung Westafrika
– Das Vorbereitungsseminar der neuen Freiwilligen

Ende Juni war es endlich soweit: für sieben Tage - vom 17. bis zum 27. Juni – fanden sich alle Freiwilligen zum Vorbereitungsseminar in Gera ein. Nachdem sich alle bereits auf den ersten drei Seminartagen im Mai kennengelernt hatten, war es ein freudiges Wiedersehnen und eine gemeinsame Vorfreude auf das, was uns in dieser Woche alles erwarten würde.

Am ersten Abend gab es erstmal ein entspanntes Wiedersehen und eine allgemeine Vorstellung des Wochenplans, der – wie wir gleich auf den ersten Blick feststellten – gut gefüllt war. Uns erwartete ein breitgefächertes, informatives und auch sehr interessantes Programm, das uns zumindest in der Theorie bestmöglich auf unsere Zeit in Benin, Ghana oder Burkina Faso vorbereiten sollte.

Der nächste Morgen begann für Einige von uns aber erstmal mit einer Andacht und Lobpreis, bevor nach einem leckeren Frühstück die erste Lerneinheit folgte. Wir begannen mit einer Definition und Reflexion der Privilegien, die wir hier in Deutschland genießen dürfen und übertrugen diese auf unser Gastland. Wie gehe ich mit meinem Privilegien in meinem Gastland um und wie sehr bestehe ich darauf, diese Privilegien auch weiterhin zu genießen? Diese Reflexion fand teilweise auch in Gruppenarbeiten statt, in denen man dann beispielsweise auch mögliche Situationen, die im Gastland entstehen können, nachstellte und später im Plenum besprach und nach Lösungsansätzen suchte.

Ein weiteres sehr wichtiges Thema, das uns irgendwie auch durch die gesamte Woche begleitete, war „Stereotypen und Vorurteile“, sowohl von unserer Perspektive aus betrachtet als auch wie wir gesehen werden und was sich bereits automatisch für Ansichten in unseren Köpfen verankert haben. Hier haben wir gelernt, wie wichtig es ist, diese Stereotypen einerseits zu kennen, auf der anderen Seite aber auch vorsichtig zu sein, sie selbst nicht zu bedienen oder zu verstärken. Beispielsweise wurde uns im Zuge dessen auch ans Herz gelegt, vorsichtig und verantwortungsbewusst mit Blogeinträgen oder Newslettern umzugehen und bewusst auf unsere Ausdrucksweise und Wortwahl zu achten, denn in dieser Zeit fungieren wir praktisch als kulturelle Vermittler und prägen deshalb auch das Bild, das andere durch unsere Beschreibungen von unserem Gastland bekommen.

Ein weiteres großes Thema, das uns als Freiwillige natürlich auch schon vor dem Seminar beschäftigt hatte, waren Ängste und Konflikte. Wir unterhielten uns darüber, wie wir mit einem Kulturschock umgehen können und erhielten auch Tipps für den Umgang mit den Menschen vor Ort. Bei diesen Themen waren vor allem auch die ehemaligen Freiwilligen Hanna und Saskia eine große Hilfe für uns. Sie begleiteten uns durch die Woche, stellten diverse Themen vor und waren immer für alle Fragen und Gespräche offen. Ein weiterer Teil des Seminars waren auch Vorträge über verschiedene Themen aus dem jeweiligen Gastland, wie beispielsweise das Klima, Religionen oder auch die koloniale Vorgeschichte. Diese einzelnen Themenbereiche waren von den Freiwilligen selbst recherchiert worden und wurden den anderen Mitfreiwilligen in den jeweiligen Ländergruppen präsentiert. Dem schlossen sich Vorträge über Globales Lernen und Globale Entwicklungspolitik an, aus denen wir vor allem mitnahmen, dass es sehr wichtig ist, richtige Entwicklungspolitik zu betreiben, die wirklich auf die Menschen vor Ort abgestimmt ist und ihnen nicht anhand von westlichen Standards übergestülpt wird. Natürlich erhielten wir auch viele allgemeine Informationen über Hygiene, verschiedene Krankheiten und Vorsorgemöglichkeiten.

Ein absolutes Highlight der Woche war die „Challenge Yourself“. Was genau dahinter steht, findet ihr am besten selbst raus ;) In jedem Fall hatte die Aktion, die teilweise sehr lustig war, einen tieferen Sinn: wir sollten unseren Mitfreiwilligen besser kennenlernen, sehen, wie man als Team in bestimmten Situationen zusammenarbeitet und lernen, Stück für Stück mehr Vertrauen zu einander zu fassen. In diesem Jahr wird es ungemein wichtig werden, dass man sich gegenseitig gut kennt und sich vertraut, damit man sich in schwierigen Situationen unterstützen kann. Beim Bunten Abend wurden dann alle Challenges präsentiert und jedes Team berichtete von seinen Erfahrungen, die es gemacht hatte. Donnerstags besuchte uns die Pastorin Ebi aus Nigeria und berichtete uns viel Interessantes über Beziehungen und Religionen in Afrika. Sie war auch für alle weiteren Fragen von unserer Seite offen. Auch die Arbeit mit Kindern war eine Themeneinheit, da nahezu alle Freiwilligen in ihren Einsatzstellen eng mit Kindern zusammenarbeiten und das auf jeden Fall eine Herausforderung darstellen wird. Auch das Verhalten und der Kleidungsstil vor Ort wurden noch einmal ausführlich thematisiert. Für uns Freiwillige war es eine Erleichterung, alle Fragen, die uns die ganzen Wochen zuvor im Kopf herumgeschwirrt waren, endlich einmal stellen zu können und dadurch auch viele Ängste und Zweifel auszuräumen. Das war ebenfalls Thema, mit dem wir uns am Ende des Seminares beschäftigten. Durch den gemeinsamen Austausch erkannte man, dass man mit seinen Zweifeln und Bedenken nicht alleine ist und dass das auch alles ein Stück weit mit dazugehört.

Am letzten Tag unseres Vorbereitungsseminares fand ein Aussendungsgottesdienst statt, den alle Freiwilligen gemeinsam organisiert hatten und bei dem Pastorin Ebi die Predigt hielt. Im Anschluss an ein leckeres afrikanisches Essen (bei dem sich fast alle Freiwilligen zum ersten Mal im „Mit-den-Händen-essen“ ausprobierten) folgten dann noch Vorträge über die Gastländer, bei denen Familienmitglieder, Verwandte und Freunde noch einmal informiert wurden und Fragen stellen konnten. Tja und dann war unser Vorbereitungsseminar tatsächlich schon vorbei und alle Freiwilligen mussten sich schon wieder verabschieden – das nächste Wiedersehen wird dann am Flughafen sein!

Insgesamt hatten wir eine ereignisreiche, informative und sehr aufschlussreiche Seminarwoche. Viele Fragen wurden beantwortet und einige Unsicherheiten aus dem Weg geräumt. In der Theorie gehen wir nun perfekt vorbereitet für ein Jahr in unser Gastland. In der Praxis müssen wir alles Gehörte aber einfach erleben und offen für das sein, was kommt und vor allem auch für alles, was anders sein wird. Oder wie Robin Sharma einmal sagte: „Veränderung ist schwer am Anfang, chaotisch in der Mitte und herrlich am Ende!“